Kräuter trocknen – aber richtig
Aus dem Leben der Kräuterfrau Jenny Oehme
Heilkräuter werden zu der Zeit des Jahres gesammelt, an der ihre Kraft am größten ist. Um sie den Rest des Jahres verfügbar zu haben, wird diese Kraft eingefangen: Die Kräuter werden haltbar gemacht und aufbewahrt.
Die Art der Konservierung richtet sich danach, wie die Pflanzen verwendet werden sollen. Die typische Form ist das Trocknen, da getrocknete Kräuter beliebig weiterverarbeitet werden können. Wenn Du jedoch weißt, dass Deine Ringelblumen zu einer Salbe verarbeitet werden sollen, kannst Du einen Teil der Blüten frisch verarbeiten und gleich als Salbe einlagern. Mit jedem Verarbeitungsschritt geht nämlich ein bisschen Pflanzenkraft verloren. Auch bei unsachgemäßer Konservierung oder Lagerung kann die Qualität der Kräuter leiden.
“Es gibt keine Unkräuter. Nur Pflanzen, deren Bedeutung man nicht kennt.”
Bevor ich meine Erfahrungen zum Thema mit Dir teile, noch einige Gedanken zum Kräutervorrat allgemein. Ich persönlich finde es sinnvoll, mich auf die Kräuter zu beschränken, die ich sicher brauchen werde und von denen ich weiß, dass sie bei meiner Familie und mir gut wirken. Nach ein bis zwei Jahren Kräuterfrauendasein weiß man, mit welchen Kräutern man gut versorgt ist und welche Menge man davon voraussichtlich braucht. Das ist von Haushalt zu Haushalt verschieden.
Gesammelt wird immer für ein Jahr, denn im Folgejahr werden die Reste des einen Vorrats der Natur zurückgegeben oder rituell verbrannt, um durch neue ersetzt zu werden. Sollte Dir unerwartet etwas ausgehen, kannst Du die Heilpflanzen in der Apotheke nachkaufen.
Kräuter trocknen
Kräuter zu trocknen ist die häufigste Form der Konservierung und erfahrungsgemäß die, bei der die meisten Fehler gemacht werden. Richtiges Trocknen beginnt damit, die Kräuter zum richtigen Zeitpunkt zu sammeln. Das heißt, dass die Kräuter am Höhepunkt ihrer Kraft sind und es einige Tage nicht geregnet hat. Andernfalls sind die Pflanzen unnötig nass und können während des Trocknens verderben.

Sammle nur Pflanzen, die gesund und sauber aussehen. Wenn Du nicht bereit bist, sie ungewaschen in Deinen Mund zu stecken, lass sie stehen und suche Dir andere. Dein Bauchgefühl weiß sehr gut, welche Exemplare gut sind und welche nicht.
Ich fasse die Kräuter schon am Sammelort in luftigen Bündeln zusammen. Ich verwende Filethäkelgarn aus Baumwolle, das ich sehr festziehe. Beim Trocknen verlieren die Pflanzenstängel an Volumen und die Bündel zerfallen sonst.
Zu Hause hänge ich sie an einen kühlen, schattigen, gut gelüfteten Ort. Also nicht auf den Dachboden oder in die pralle Sonne! Das geht zwar schneller, aber vernichtet viele Wirkstoffe.
Ich stelle in meiner Wohnung einen Wäscheständer an eine geeignete Stelle und hänge dann die Bündel auf. Nach wenigen Tagen ist er wieder frei für die Wäsche. Wer nur wenig Platz hat, kann den Wäscheständer tagsüber im Schlafzimmer aufbewahren und nachts zum Beispiel in den Flur stellen.
Die Kräuter sind trocken, wenn sie beim Zerreiben knistern. Dann sofort abnehmen, damit sie nicht unnötig Staub fangen und in beschrifteten Schraubgläsern dunkel und kühl aufbewahren.
Über Jenny:
Jenny Oehme ist seit über 15 Jahren Kräuterfrau und hat ihr Wissen viele Jahre lang in Form von Seminaren und Kräuterwanderungen weitergegeben. Nun ist sie hauptberuflich als Lehrerin tätig, schreibt und illustriert jedoch für ausgewählte Verlage. Ihre Themen sind Kräuterkunde, Nachhaltigkeit und Selbermachen.
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